„Mensch, wo bist du?“ – Gedanken (nicht nur) zum Osterfest

Angesichts des Leides, der Sorgen, Nöte und Ängste, die viele Menschen in diesen Tagen erfahren, lautet für viele von uns die Frage aktuell wahrscheinlich eher: Gott, wo bist du?“

Pfarrer Pricker formuliert dazu folgende Gedanken: „Trauen wir Gott zu, dass er grösser ist als unsere Denke… Vernünftig mag es nicht sein. Aber auch der Glaube hat seine Wahrheit, eine Wahrheit, die nicht unvernünftig ist, aber über unsere Vernunft hinausgeht.“

Diese Wahrheit feiern wir an Ostern: Es gibt schwierige Situationen, Krisen und Brüche in unserem privaten, aber auch in unserem gesellschaftlichen Zusammenleben – aber wir sind fest davon überzeugt, dass es einen Gott gibt, der uns gerade in diesen Zeiten begleitet. Denn er ist stärker als alles, was uns bedrückt und sogar stärker als der Tod – diese Botschaft hat Jesus Christus mit seinem Sterben und Auferstehen seinen Jüngern damals und uns heute leibhaftig bezeugt.

Das MISEREOR-Hungertuch 2019/2020 „Mensch, wo bist du?“ von Uwe Appold © MISEREOR 

„Mensch, wo bist du?“ Trotzdem (oder gerade deswegen?) ist diese Frage, mit der Gott die ersten Menschen im Paradies sucht, auch in der jetzigen Situation so weg-weisend, denn „die Frage Gottes fordert uns heraus: Wo stehst du und wofür stehst du auf? Wer bist du? Eine Standortbestimmung. Eine Neuausrichtung. Eine Frage, die in den Kern der Verantwortung eines jeden Menschen zielt.“ Uwe Appold, der Künstler des diesjährigen Hungertuches der Misereror-Fastenaktion, betont: „Wer die Frage ‚Mensch, wo bist du?‘ ernst nimmt, wird zugleich in sich selbst hineinhören. Was mache ich gegen die Zerstörung der Schöpfung, die Ungerechtigkeit und die soziale Not? Wo stehe ich in diesem einen, gemeinsamen Haus?“ https://www.misereor.de/mitmachen/fastenaktion/hungertuch

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Der Schweizer Theologe und Autor Pierre Stutz hat zur aktuellen Lage folgende Meditation verfasst, die die Frage nach dem Menschen mit der Frage nach Gott zusammenbringt:

Zu-Grunde gehen als Hoffnungskraft

Unser gemeinsames Wohnen im Schöpfungshaus

ist zerbrechlich und frag-würdig geworden

wir sind auf uns selbst zurückgeworfen

schonungslos konfrontiert mit der Härte des Lebens

In der Achterbahn der Gefühle

wechseln sich Angst und Vertrauen ab

dunkle Gedanken wollen uns isolieren

in der Panik vor dem Zugrunde gehen

Der erfahrene Wegbegleiter aus Nazareth

bestärkt uns in seiner Trotzdem-Hoffnung

unserem Dasein endlich auf den Grund zu gehen

weil die Würde allen Lebens uns verbindet

Verletzlich und aufgehoben im goldenen Lebenskreis

buchstabieren wir das Leben neu

bleiben nicht fixiert auf unsere Einschränkungen

sondern ent-wickeln eine beherzte Solidarität

Grund-legend in unserem Zusammensein

ist eine neue Wirtschaftsordnung

die Menschen nicht in die Flucht treibt

die Ökologie und Ökonomie nicht mehr trennt

Äußerlich wird unser Zusammensein heruntergefahren

innerlich kann es durch unseren Bewusstseinswandel

eine längst not-wendende Lebensqualität fördern

in der Dankbarkeit und Mitgefühl wachsen können

Manchmal feiern wir ganz unerwartet

sogar mitten in der Krise ein Fest der Auferstehung

Ängste und Verlorenheit werden aufgeweicht

und ein Vertrauen in die Liebe ist da

https://fastenaktion.misereor.de/fileadmin/user_upload_fastenaktion/02-liturgie/MVG_12997_HT19-20_Meditation_Pierre_Stutz.pdf

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Wir wünschen allen SchülerInnen, Ihren Eltern, allen KollegInnen und MitarbeiterInnen und allen Freunden unserer Sophie-Barat-Schule gesegnete Ostertage!